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Informationen aus der Uni Erfurt

Informationen aus der Uni Erfurt EP KB
„DAS GESCHLECHT DER WISSENSCHAFT“
Ringvorlesung von FH und Universität Erfurt startet am 22. April in die nächste Runde
 
In der von Fachhochschule und Universität Erfurt erneut gemeinsam organisierten Ringvorlesung wird es im Sommersemester 2014 um „Das Geschlecht der Wissenschaft“ gehen. Darin geht es um eine kritische Bestandsaufnahme der Genderforschung aus unterschiedlichen Perspektiven, zudem soll die Veranstaltungsreihe zu einer Reflektion darüber anregen, wie Wissenschaft als System und Prozess funktioniert. Die Vorträge finden, wenn nicht anders angegeben, immer dienstags um 18 Uhr, im Festsaal des Erfurter Rathauses statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei. Den Auftakt macht am Dienstag, 22. April, um 18 Uhr, Prof. Dr. Sabine Schmolinsky, Historikerin und Gleichstellungsbeauftragte an der Universität Erfurt, mit einer Einführung in die Thematik.
 
Zahlreiche Innovationen der Geschlechterforschung haben unser Wissen nachhaltig verändert. In der Medizin und Pharmakologie werden Genderfragen heute ebenso selbstverständlich diskutiert wie in den Geisteswissenschaften und der Sicherheitstechnik. Gleichzeitig gibt es nach wie vor starke Kritik an der Genderforschung. Genderforscher_innen seien in erster Linie politisch motiviert und deshalb nicht objektiv genug, ihre Themen zu selbstbezogen. Andere fechten die These der kulturellen Konstruktion von Geschlecht an. Damit einher gehen häufig Klagen über die Zunahme von Professuren oder Instituten für Geschlechterforschung. Lässt sich also überhaupt noch „objektiv“ über Gender in der Wissenschaft diskutieren? Die Ringvorlesung, die erneut von der Stadt Erfurt, der Universitätsgesellschaft und der Volkshochschule unterstützt wird,
versucht nun, das Thema Geschlechterforschung innerhalb einzelner Fächer zu analysieren. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob, und wenn ja, wie sich in einzelnen Fachdisziplinen das Repertoire der Forschungsgegenstände, Fragestellungen, Methoden durch Einführung dieser analytischen Kategorie verändert hat. Wie geht Genderforschung und wer macht sie? Ist Gender nur eine Mode oder ein dynamisches, an andere Theorien und Methoden anschlussfähiges Konzept?
 
Die nächste Veranstaltung zur Ringvorlesung findet am Dienstag, 28. April, im Rathausfestsaal statt. Prof. Dr. Gabriele Schade von der FH Erfurt spricht dann über „Computer, Hardware, Software. Wie passt Gender in die Informatik?“.
 
Nähere Informationen zur Veranstaltungsreihe sowie eine Übersicht aller Termine finden Sie auf der Website der Universität Erfurt unter: www.uni-erfurt.de/ringvorlesungen.
 
 
 
 
JEDE MENGE IMPULSE FÜR DIE ERFURTER FORSCHER
Max-Weber-Kolleg begrüßt im neuen Semester zahlreiche Gastwissenschaftler aus aller Welt
 
Erneut begrüßt das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt im neuen Semester eine Reihe hochkarätiger Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, die sich einer breiten Palette von Forschungsthemen – insbesondere auf dem Feld der religiösen Individualisierung in historischer Perspektive – aber auch auf anderen Gebieten des Weberschen Forschungsprogramms widmen werden.
 
Prof. Dr. Hartmut Rosa, Direktor des Max-Weber-Kollegs, erwartet von diesen vielen „Neuzugängen” eine Fülle von spannenden Anregungen für die Mitglieder des Kollegs – ganz gleich auf welcher Stufe ihres wissenschaftlichen Werdegangs –, ein Sommersemester voller anregender wissenschaftlicher Impulse und – angesichts des umfangreichen Programms auch harter Arbeit. „Dies wäre ganz im Sinne Max Webers, der in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden wäre und meinte: ‚Nur auf dem Boden harter Arbeit bereitet sich normalerweise der Einfall vor‘.“
 
Die Namen und Projektbeschreibungen der einzelnen Gastwissenschaftler finden Sie auf der Website der Universität Erfurt unter: www.uni-erfurt.de/uni/aktuelles/2014/spannende-neuzugaenge-am-max-weber-kolleg
 
 
ZUM ZUSAMMENHANG VON SPRACHE UND EMOTION
Wissenschaftler der Unis Erfurt und Köln zeigen, wie die Artikulation von Wörtern unsere Gefühle beeinflusst
 
Ein Team von Wissenschaftlern um den Erfurter Psychologen Prof. Dr. Ralf Rummer und die Kölner Phonetikerin Prof. Dr. Martine Grice hat grundlegende Experimente zum Zusammenhang von Sprache und Emotion durchgeführt. Dabei ging es um die alte (bereits in Platons Katylos Dialog diskutierte) Frage, ob bzw. wie die Bedeutung von Wörtern mit deren Klang zusammenhängt. Die Experimente beziehen sich auf einen Spezialfall, nämlich auf die Frage, ob der Vokal /i:/ (langes „i“) eher in emotional positiv als in emotional negativ valenten Wörtern auftritt und der Vokal /o:/ (langes geschlossenes „o“) eher in negativ als in positiv valenten. Die Ergebnisse zweier grundlegender Experimente wurden jetzt in der Zeitschrift „Emotion“ publiziert.
 
Im ersten Experiment haben die Wissenschaftler Versuchspersonen entweder in positive oder in negative Stimmung versetzt und sie darum gebeten, sich zehn Kunstwörter auszudenken und dann laut auszusprechen. Es zeigte sich, dass die Kunstwörter mehr /i:/s als /o:/s enthielten, wenn die Versuchspersonen positiv gestimmt waren, und mehr /o:/s  als /i:/s, wenn sie negativ gestimmt waren. Im zweiten Experiment wurde dann die Hypothese geprüft, dass die unterschiedliche emotionale Qualität von /i:/ und /o:/ auf die mit der Artikulation dieser Vokale verbundenen Gesichtsmuskelbewegungen zurückzuführen ist.
 
Zum Hintergrund: Aus einem bekannten Experiment von Strack, Martin und Stepper (1988) weiß man, dass Cartoons von Versuchspersonen als lustiger beurteilt werden, wenn die Probanden, während sie die Cartoons betrachten, einen Stift nur mit den Lippen im Mund halten, als wenn sie ihn nur zwischen den Zähnen im Mund halten. Erklärt wird dies damit, dass der Zygomaticus Major Muskel (ZMM), der Gesichtsmuskel, der beim Lachen und Lächeln kontrahiert wird, auch durch das Halten des Stifts zwischen den Zähnen kontrahiert wird. Beim Halten des Stifts mit den Lippen wird hingegen ein Antagonist dieses Muskels, der Orbicularis Oris Muskel (OOM) kontrahiert, was Lächeln oder Lachen unmöglich macht und deshalb dazu führt, dass die Cartoons für weniger lustig gehalten werden. Die Autoren bezeichnen den Wirkzusammenhang als „Facial Feedback“.
 
Das zweite Experiment basierte nun auf der begründeten Annahme, dass bei der Artikulation des Vokals /i:/ der ZMM kontrahiert wird, bei der Artikulation des Vokals /o:/ hingegen der OOM. Dies sollte, so die Hypothese, dazu führen, dass Versuchspersonen, die während des Betrachtens von Cartoons im Sekundentakt „i-i-i-i-i-i-i-…“ sagen müssen, die Cartoons für lustiger halten als Versuchspersonen, die stattdessen „o-o-o-o-o-o-o-…“ sagen müssen. „Unsere Befunde zeigen, dass dies in der Tat der Fall ist“, erklärt Prof. Dr. Ralf Rummer. „Die Artikulation der Vokale /i:/ und /o:/ wirkt also in vergleichbarer Weise wie das Halten der Stifte.“
 
Professor Rummer weiter: „Basierend auf diesen Befunden erscheint es uns naheliegend, die für viele Einzelsprachen belegte Häufung von /i:/ in positiv valenten Wörtern (wie in ‚Liebe‘) und die Häufung von /o:/ in negativ valenten Wörtern (wie in ‚Tod‘) durch sogenanntes Articulatory Feedback zu erklären: Sprachverwender lernen, dass die Artikulation von /i:/ mit positiven Gefühlen einhergeht und tendieren deshalb zur Verwendung von /i:/ bei der Bezeichnung positiv valenter Sachverhalte. Bei /o:/ lernen Sprachverwender hingegen, dass die Artikulation eher mit negativen Empfindungen einhergeht und tendieren entsprechend dazu, Wörter mit /o:/ zu bilden, wenn negativ valente Sachverhalte bezeichnet werden sollen. Unsere Arbeit liefert somit erstens einen experimentellen Beleg für ein Phänomen, dessen Existenz immer wieder behauptet und bestritten wurde. Zweitens bieten wir eine plausible naturwissenschaftlich begründete Erklärung für dieses Phänomen, das bisher mit sehr fragwürdigen spekulativen (und teilweise esoterischen) Erklärungen versehen oder bestritten wurde.“
 
Zum Artikel:
http://psycnet.apa.org/index.cfm?fa=buy.optionToBuy&id=2014-12471-002
 
Quelle: Universität Erfurt

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