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Besuch aus dem Land am Nil

Prof. Dr. Kamil Samaan Prof. Dr. Kamil Samaan privat

Monat der Weltmission: Auf Einladung von Missio kommen aus Ägypten ein koptisch-katholischer Priester und ein Chor ins Bistum Erfurt 

Tag/Uhrzeit:   
Dienstag, 8. Oktober, bis Donnerstag, 17. Oktober 2013

Veranstaltungsorte:     
Diedorf, Dingelstädt, Erfurt, Großbartloff, Heilbad Heiligenstadt, Struth

Unter dem Motto "Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben" rückt das Internationale katholische Hilfswerk Missio im Oktober das sozial-pastorale Engagement der Kirche in Ägypten in den Mittelpunkt.

Zu den engagierten Christen im Land am Nil zählt Prof. Dr. Kamil Samaan, koptisch-katholischer Priester, Dozent und Leiter eines Kinderheims in Kairo. Er wird das Bistum Erfurt in diesem Monat besuchen und bei verschiedenen Gelegenheiten von der Situation seines Landes und der Arbeit seiner Kirche berichten. Außerdem kommt ein sechsköpfiger Chor koptisch-katholischer Priesterkandidaten nach Thüringen, der liturgische und volkstümliche Gesänge in koptischer und arabischer Sprache singt. Anlass für die Besuche ist der Monat der Weltmission, den die katholische Kirche jedes Jahr im Oktober begeht.

Ägypten befindet sich in einem rasanten politischen Umbruch, der besonders die Christen in eine schwierige Situation gebracht hat. Kamil Samaan bleibt dennoch gelassen: "Wir müssen einfach positiv denken." Seit 2011 leitet er das "Haus zum guten Samariter" im Stadtteil Heliopolis. Dort leben und lernen Kinder sowie Jugendliche im Alter von etwa drei bis 20 Jahren. Obwohl die katholische Kirche Ägyptens mit ihren rund 200.000 Gläubigen eine kleine Kirche ist, trägt sie Wesentliches zur Entwicklung des Landes bei.

Neben einem großen Engagement im Gesundheitsbereich leistet sie besonders für die Entwicklung junger Menschen unschätzbare Dienste. Sie betreibt 170 private Schulen, die von Christen und Muslimen besucht werden. Außerdem ermöglicht sie Mädchen, die keine reguläre Schule besuchen konnten, lesen und schreiben zu lernen.

Zu zahlreichen kirchlichen Projekten für Menschen mit einer Behinderung gehören auch wegweisende Initiativen, in denen Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben, ebenso wie Angebote für gehörlose Kinder und deren Familien. Der Einsatz für Menschen mit einer Behinderung ist in Ägypten besonders wichtig, weil sie starken Diskriminierungen ausgesetzt sind und es kaum geeignete staatliche Einrichtungen gibt.

Kamil Samaan, 1952 in Assiut in Mittelägypten geboren, wurde 1978 zum Priester geweiht. Die Situation der Christen unterscheide sich nicht sehr von damals, berichtet er. Eines jedoch sei anders seit dem Beginn der arabischen Revolution von 2011: "Die Meinungen, ob pro oder contra, werden deutlicher ausgesprochen. Die Fanatiker reden Klartext, die Liberalen aber auch." Damit die Fanatiker nicht die Oberhand gewinnen, engagiert sich Kamil Samaan seit Jahren für den interreligiösen Dialog.

So war der Priester jahrelang aktives Mitglied der Kommission "Gerechtigkeit und Frieden", die noch unter Präsident Mubarak von der katholischen Kirche in Ägypten ins Leben gerufen wurde. Dort fanden Repräsentanten aller Konfessionen und Parteien einen Raum zum Gedankenaustausch. Inzwischen unterstützt Kamil Samaan die Arbeit der Kommission als Berater.

Da die Zukunft Ägyptens so ungewiss sei, bräuchten die Menschen vor allem "Erklärung, Zuversicht und Hoffnung". Ein weiteres Herzensanliegen ist Kamil Samaan das Studium der Heiligen Schrift. Er studierte am Bibelinstitut in Rom, schrieb seine Dissertation über die Übersetzungen des Buches Jesus Sirach und veröffentlichte seitdem zahlreiche Bücher. Bis heute ist er als Dozent tätig.

Das Christentum blickt in Ägypten auf eine lange Tradition zurück. Bereits im ersten Jahrhundert nach Christus soll der Evangelist Markus dort die Frohe Botschaft verkündet haben. Auch das Mönchtum nahm in den Wüsten Ägyptens seinen Anfang. Nach der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert ging die Zahl der Christen jedoch kontinuierlich zurück. Heute bilden sie die größte religiöse Minderheit in einem islamischen Staat. Schätzungen zufolge bekennen sich bis zu zehn Prozent der gut 80 Millionen Ägypter zum Christentum. Den weitaus größten Teil bilden die orthodoxen Kopten mit rund acht Millionen Gläubigen.

Quelle: Bistum Erfurt

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