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Der lange Riss in der Aorta

Marco Fritzsche Marco Fritzsche Helios Klinikum Erfurt

Gefäßchirurgen im HELIOS Klinikum Erfurt behandeln 60 Zentimeter langen Einriss in der Hauptschlagader und retten dem Patienten das Leben.

Schlagzeug spielen ist Marco Fritzsches große Leidenschaft. Als er im Juli nachts von einer Probe nach Hause kommt, verspürt der Erfurter ein seltsames Gefühl in seiner Brust. „Mir war, als ob in mir eine Schleuder rumoren würde“, erzählt der 35-Jährige. Dann ist sein linkes Bein plötzlich taub. Er kann nicht mehr laufen. Mit dem Rettungswagen kommt er sofort ins HELIOS Klinikum Erfurt. Dort diagnostizieren die Ärzte einen 60 Zentimeter langen Einriss in der Innenwand der Brust- und Bauchschlagader, der sich von der linken Schlüsselbeinarterie bis hinunter zu beiden Beckenschlagadern zieht.

 

„Durch diese so genannte Aortendissektion kommt es zu Einblutungen in die Gefäßwände. Dort dehnt sich das Blut aus und bildet ein falsches Lumen, eine Art weitere Röhre, die die Gefäßabgänge abschneidet“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Hendrik Bergert, Chefarzt der Gefäßchirurgie im HELIOS Klinikum Erfurt. Dadurch ist die arterielle Versorgung von Beinen, Rückenmark, Nieren und Magen-Darm-Bereich nicht mehr ausreichend. Für Marco Fritzsche besteht akute Lebensgefahr. „Eine Minderdurchblutung kann zu einer Querschnitts­lähmung und einem Absterben der Nieren sowie des Darms führen“, so Dr. Bergert.

 

Um die Durchblutung von Beinen und Bauchorganen wieder herzustellen, verschließen der Gefäßchirurg und sein Team die eingerissene Aorta mit einem Kunststoffstreifen. Danach implantieren sie Marco Fritzsche eine 15 Zentimeter lange beschichtete Gefäßstütze (Stent) aus Metall, um den Riss an der Schlüsselbeinschlagader abzudichten. Mittels eines weiteren Eingriffs setzen die Gefäßspezialisten ihrem Patienten dann per Katheter über die Leiste einen Stent in die Bauchschlagader ein. „Diese Gefäßstütze ist eine spezielle großmaschige Metallröhre ähnlich einem Maschendrahtgeflecht. Sie hält die Bauchschlagader offen und ist so durchlässig, dass auch die abgehenden Gefäße im Bauchraum mit Blut versorgt werden“, erläutert Dr. Bergert.

 

Ein Einriss der Aorta in dem jungen Alter von Marco Fritzsche ist sehr selten. „Normalerweise tritt das bei Patienten über 65 Jahren als Folge einer fortgeschrittenen Arterienverkalkung bei Bluthochdruck auf“, so Dr. Bergert. Bei Marco Fritzsche sind ein schwerer Bluthochdruck und die durch seine Körpergröße von über zwei Metern bedingte Bindegewebsschwäche Ursache für die Aortendissektion.

 

Fast drei Wochen bleibt der junge Mann im Klinikum. Die meiste Zeit davon auf der Intensivstation. Eine Kontrolluntersuchung bestätigt jetzt, dass der Heilungsprozess gut voranschreitet. Die Beine sind wieder richtig durchblutet. Und doch bedeutet die Gefäßerkrankung für den Bühnentechniker eine große Umstellung. Er darf nicht schwer heben und auch beim Spielen mit seinem einjährigen Sohn muss er aufpassen. „Beim Aufblasen von Luftballons, Pressen oder Niesen kann es zu einem neuen Einriss in den Gefäßen kommen“, sagt Marco Fritzsche. Auch Schlagzeug spielen könne er vorerst nicht mehr: „Schlagzeuger brauchen so viel Kraft wie Zehnkämpfer, habe ich mal gelesen“, sagt er. Einzig richtige Konsequenz: „Ich lasse es jetzt erst mal ruhiger angehen.“

 

Quelle: Helios Klinikum Erfurt

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